Ich steh mit meinen Tiermodellen im Wohnkomplex 7 und mache das Finalefoto. Habe alle meine Darsteller schön im Auto platziert und geh zu meiner Kamera. Das dieses seltsame Treiben nicht unbemerkt bleibt, ist klar. Da haben meine Schwedter Mitbürger wieder Gesprächsstoff für den Abendbrotstisch. Ist ja auch sonst nicht viel los, hier im WK-7. Es haben sich einige Schaulustige auf den Balkons versammelt. Einer steht unten im Hauseingang und brubbelt so ganz nebenbei, dass ist ja erstaunlich, wie die alle so ruhig sitzen bleiben. Ja, ja sage ich, die sind gut erzogen und auch ganz lieb. Denke aber, was ist dass denn für ne blinde Birne, sieht der nicht, dass die mausetot und ausgestopft sind. Na egal, da haben die Präparatoren eine gute Arbeit geleistet, und das war sicher nicht immer einfach.
 

Wenn man der Statistik glauben darf, steigt die Zahl der verunfallten Tiere auf Brandenburger Straßen von Jahr zu Jahr stark an. Ist ja auch kein Wunder, hinter jedem Baum oder Strauch lauert ein suizidgefährdeter Waldbewohner, um seinem unwürdigen Leben ein Ende zu machen. Kann ich gar nicht verstehen, wo sich die Menschen so rührselig um das Wohlergehen dieser kleinen Selbstmörder kümmern.

Wir bauen super glatte Strassen durch unwegsames Gelände, so dass die Bande schneller an ihre Balzplätze kommt und ordentlich Party machen kann. Auch die Versorgung dieser Events ist geregelt, in dem wir riesige Müllhalden mit super Leckerchen angelegt haben. Da ist doch sicher für jeden was dabei. Aber die scheinen mit nichts zufrieden zu sein.
Ist aber auch grotesk, dass dieses letzte Bild, die Tiere in einem Auto zeigt, wo sie sicher vorher von einem Auto getötet wurden. Mh, ich überlege, darf man den solche Fotos für eine Ausstellung machen. Wo diese auch noch, eine hohen Stellenwert in der Kulturpolitik unserer Stadt hat? Ach was, sollen die Leute ruhig sehen was sie so platt gemacht haben.
Geschafft, die Fotos hängen an einem super Platz. Die Ausstellungseröffnung ist gerade vorbei. Einige interessierte Besucher, stehen noch vor den Bildern und schlürfen an ihrem Sekt. Da werde ich auf einen jungen Mann aufmerksam, der sich anscheinend besonders für meine Sachen interessiert. Ich gehe etwas näher und höre wie er rumwundert. „Ich bin nun schon so lange Jäger, aber einen Marderhund habe ich noch nie in freier Wildbahn gesehen. Dann noch so ein Prachtexemplar, am hellerlichten Tag. Wo die doch so scheu und deshalb nachtaktiv sind“.Ich tippe ihn an und zeige auf das Bild, wo alle Tiere in meinem Auto versammelt sind. Er schaut kurz hin, dann lächelt er mich an und sagt mit gedankenversunkenem Blick, „Wie hat er das nur gemacht, wie hat er den so dicht vor seine Kamera bekommen“? Ich bekomme chronisches Achselzucken und gehe. Vor der Tür lache ich laut und denke, dass möchte ich aber auch gerne wissen. Und die Moral von der Geschichte? Mit Geschick und natürlich der richtigen Menge Holzwolle, sieht selbst der erfahrenste Jäger den Wald vor lauter Bäumen nicht?

Noch einige Angaben zur Technik. Alle Fotos sind mit einer Pentakon six und dem russischen Superweitwinkel, Fisheye Zodiak 3,5/30mm gemacht worden. Das Filmmaterial war Konica SW-Infrarot-Film. Die IR-Filterfolie habe ich in eine der dazugehörigen Filter, eingeschraubt. Für die Entwicklung wurde kein handelsüblicher Entwickler benutzt, sondern ein Rezept.

Antikalk 2g
Phenidon 7g
Natriumsulfit wasserfrei 4 g
Glycin 0,5 g
Natriumcarbonat wasserfrei 50 g
Kaliumbromid 0,5 g
Wasser bis auf 1l

In dem mit Calgon aufbereiteten Wasser, das einer Temperatur von etwa 30 °C haben sollte, werden die im Rezept angegebenen Substanzen nacheinander vollständig aufgelöst. Für den Ansatz genügt zunächst die halbe Menge Wasser. Dann wird auf das Endvolumen aufgefüllt. Der Entwickler hält sich etwa sechs Stunden. Er ist nur einmal verwendbar. Knappe Belichtung ist besser als Überbelichtung. Der Film muss im Entwickler kräftig bewegt werden. Am besten ist eine Kippentwicklung mit einer Kippfrequenz von 6/min. In der normalen Dose ist der Einsatz alle 10s ein- bis zweimal kräftig zu drehen. Für den Konica SW-Infrarot-Film beträgt die Entwicklungszeit dann etwa 6 min bei 26 °C. Tiefer als 20 °C darf die Entwicklertemperatur nicht sein. Je nach gewünschter Korngröße kann bis zu 20 min lang entwickelt werden. Die Belichtung muss dann darauf abgestimmt werden. Meine Aufnahmen sind in der Regel bei voller Sonne, mit Blende 5,6-8 und der Verschlusszeit 125-250 entstanden. Da sollte man in der Regel etwas variieren. Achten sie darauf, dass die Sonne das Motiv gut ausleuchtet.

 
 
 
 
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